Neulich bei uns in der Notaufnahme: Ich wollte einen Patienten mit akuter Atemnot auskultieren. Fehlanzeige: die Nebengeräusche (u.a. der Lüftung!) waren so laut, dass es mit besten Wissen kaum möglich war, relevante Töne bzw. Geräusche zu identifizieren.
Auf der anderen Seite ist es wichtig, durch diese überall verfügbare Technologie (die Auskultation!), wichtige Pathologien zu identifizieren: Die Therapie der kardialen Dekompensation bei schwerer Aortenstenose mit Nitro würde ich vielleicht etwas vorsichtiger beginnen, etc. etc.
Und dann ist ja noch das Problem mit der Ausbildung: Ich hatte die große Ehre noch in einer Zeit groß geworden zu sein, wo es tatsächlich noch Kardiologen gäbe, die genial auskultieren konnten! War zwar oft frustran, das Reinhören in Patienten über einen längeren Zeitraum, das Üben mit Ausbildungskassetten bzw. -CDs hat beigetragen, dass ich durchaus einen 3. Herzton hören kann. Wie schaut es bei Ihnen aus? Was sind die Kriterien, um eine schwere von einer nicht-schweren Aortenstenose auskultatorisch zu differenzieren (z.B. kaum hörbarer 2. Herzton).
Nicht vergessen darf man natürlich, dass es von der Methodologie auch nicht möglich ist, isoliert durch die Infos aus der Auskultation auf Pathologien zu schließen. Ein bildgebendes Verfahren wie Echo gibt hier wichtige zusätzliche Informationen.
Dass die Auskultation trotzdem noch einen zusätzlichen Stellenwert hat, beschreibt ein Artikel aus früheren Jahren, auf den ich hingewiesen wurde. Auch ein ganz aktuelle Artikel im Int J Cardol geht auf diese Thematik ein und diskutieren den Stellenwert der korrekten Auskultation zwischen Kardiologen und Internisten. Beide sind gleich gut, aber einiges wird auch nicht richtig identifiziert.
Zusammenfassend ein wichtiger Punkt der Ausbildung. In den Simulationsräumlichkeiten der Universitäten wird hier auch wieder ein größerer Schwerpunkt auf die Ausbildung der körperlichen Untersuchung einschließlich Auskultation gelegt. Einfach im täglichen Arbeitsalltag versuchen, diese Technologien zu verfeinern. Auch der Chef steht hier gerne bei der Seite!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen