YEP ..... was bedeutet das? YEP steht für "Young Emergency Physicians", unserem Nachwuchs. Jan Welker hat vorgeschlagen, einmal pro Woche unter der Rubrik "Das Medikament der Woche" unserem Nachwuchs wichtige Informationen zu "lebensnotwendigen Medikamenten" zu geben. Ich finde diese Initiative hervorragend. Nicht nur die Ärzte in Weiterbildung, auch die Pflegenden der Notaufnahmen und auch weitere Interessierte werden wertvolle Informationen finden.
Ich finde diese Initiative hervorragend! Viel Erfolg wünscht IHnen Ihr Michael Christ
Und nun beginnt die neue Rubrik ....
„Schwester, bitte eine Ampulle Atschma..., ähm Aitschma, nee, Ätschm... Ach was solls, eine Ampulle Cordarex, bitte !“ .... So, oder so ähnlich enden wahrscheinlich nicht selten Therapieversuche mit Ajmalin. (Der Handelsname „Gilurytmal“ macht die Sache diesbezüglich übrigens nicht einfacher.)
Ich finde diese Initiative hervorragend! Viel Erfolg wünscht IHnen Ihr Michael Christ
Und nun beginnt die neue Rubrik ....
In der Rubrik „Medikament der Woche“ sollen
Wirkstoffe besprochen werden, die in der Akutmedizin eine wichtige
Rolle spielen. Teilweise werden Klassiker und häufig verwendete
Präparate thematisiert, zum Teil aber auch Medikamente aus der zweiten
und dritten Reihe. Neben dem Informationsaustausch geht es dabei ganz
besonders um eine interaktive, gerne auch kontroverse Diskussion über
Vor- und Nachteile des jeweiligen Wirkstoffs. Ziel ist es, wie immer in
diesem Blog, theoretisches Wissen mit der klinischen Praxis
abzugleichen.
„Schwester, bitte eine Ampulle Atschma..., ähm Aitschma, nee, Ätschm... Ach was solls, eine Ampulle Cordarex, bitte !“ .... So, oder so ähnlich enden wahrscheinlich nicht selten Therapieversuche mit Ajmalin. (Der Handelsname „Gilurytmal“ macht die Sache diesbezüglich übrigens nicht einfacher.)
Zusammen mit besagter Sprachbarriere führt die fehlende Bekanntheit des Medikamentes (und fehlende Zulassung) in den USA zu einem Schattendasein, das dieser Wirkstoff eigentlich zu unrecht fristet.
Ajmalin gehört zur großen und verwirrenden Familie der Antiarrhythmika, welche nach Vaughan Williams klassifiziert werden. Unser heutiges Medikament wird dort in die Klasse I A eingeordnet, also bei den Natrium-Kanal-Blockern.
Als solcher verhindert Ajmalin den schnellen Na+-Einstrom im Rahmen der Phase I der Depolarisation (Erregungsausbreitung im Herzmuskel) und verlängert so die Aktionspotential-Dauer. Anwendungsgebiete für Ajmalin sind supraventrikuläre und ventrikuläre Tachykardien, bzw. wenn nicht klar differenziert werden kann, welche von beiden vorliegt. Das macht unseren Kandidaten zu einem sehr flexiblen und vielseitigen Medikament, zumal es beim WPW-Syndrom Mittel der Wahl ist.
Als besonderes Schmankerl kann Gilurytmal auch zur nicht invasiven Diagnostik von HRST genutzt werden, beispielsweise zur Demaskierung eines Brugada-Syndroms. Diese Anwendung spielt jedoch in der Akutmedizin eine eher untergeordnete Rolle und sollte dem Erfahrenen vorbehalten sein. Natürlich zeigt auch Ajmalin, wie alle seine Antiarrhythmika-Kollegen, potentiell proarrhythmogene Effekte, weshalb es stets unter Monitorkontrolle und in CPR-Bereitschaft appliziert werden sollte.
Die Standarddosis liegt bei 50mg per langsamer Injektion (=mehrere Minuten), um eine bei schneller Gabe drohende Pumpfunktionsstörung und damit verbundene Senkung des Blutdruck zu vermeiden. Bei unzureichendem Effekt kann eine Wiederholung der Gabe nach 30 Minuten, bzw. eine Dauerinfusion mit 0,5 – 1 mg/kg/h (bei einer maximalen Tagesdosis von 2000mg/d) erwogen werden. Äußerste Vorsicht ist bei vorbestehenden Herzerkrankungen mit eingeschränkter Pumpfunktion geboten. In diesem Fall kommt dann wieder Cordarex ins Spiel...
Alles in allem handelt es sich bei Ajmalin um ein kennenswertes Medikament, das bei richtiger Indikationsstellung einige Vorteile aufweist und eine wichtige Rolle bei der Behandlung von HRST in der ZNA spielen kann - vorausgesetzt man kann es aussprechen.
(siehe diesbezüglich auch „Das ABCD-Konzept bei HRST“ von Prof. Trappe).