Spannendes Paper zum Umsetzungsgrad der Therapie bei akuter Exazerbation der COPD in australischen Emergency Departments. Ob es in deutschen Notaufnahmen ähnliches Abweichen von den Therapieempfehlungen gibt?
Nun, schon erstaunlich, wie wenig die Evidenz-basierte Therapie tatsächlich in der Praxis umgesetzt wurde: 72% der Patienten mit AECOPD erhielten inhalative Beta2-Mimetika, 38% erhielten inhalativ anticholinerge Substanzen und 57% erhielten systemisch Steroide. Die größte Adhärenz an die leitlinienempfohlene Therapie war, dass Methylxanthine (unser immer noch innig geliebtes Theophyllin) tatsächlich NICHT eingesetzt wurde, am defizitärsten in der Untersuchung war, dass die nicht-invasiven Beatmung leider nicht indikationsgerecht angewendet wurde.
Nachdenklich hat mich das begleitende Editorial gestimmt: Aufgrund der zeitlichen Limitationen, die die tägliche Arbeit in Überlastsituationen mit sich bringt, beschreiben Thys et al, dass sie die Aussagen der Autoren nicht ganz nachvollziehen können. Praktisch ist es manchmal nicht möglich, eine Blutgasanalyse zu machen, um daraus die korrekte Indikation zur NIV zu stellen. Gleichzeitig geben die Autoren des Leserbriefs zu bedenken, dass das Training für eine NIPPV natürlich sehr aufwändig ist und möglicherweise die einfachere CPAP Methode praktikabler wäre.
Thys et al. gehen auch noch auf den Stellenwert der Methylxanthine ein und zitieren eine Arbeit, dass durch Theophyllin durchaus aus refraktäre Stadien durchbrochen werden.
Nun, was machen wir daraus? Ich glaube, wir sollten versuchen, uns an die Leitlinien zu halten und möglichst professionell mit den an uns gestellten Herausforderungen umgehen. Theophyillin hat ja nicht nur positive Effekte sondern auch negative kardiovaskuläre Nebenwirkungen. Das sollten wir nicht vergessen. Ich glaube, dass es wichtig ist, auch die richtigen Tools in der ZNA vorzuhalten, um die Anwendung von inhalatativen Broncholytika zu ermöglichen (hatte darüber vor kurzem berichtet).
Spannend sind aber die unterschiedlichen Sichtweisen alle Mal.
Ich denke, wir sollte uns an die in deutschen Sprache publizierten Leitlinien der Atemwegsliga halten, dies sind ab Seite 25 beschrieben, der erste Teil der Leitlinien geht mehr auf die chronische Therapie der COPD und verschiedenen differentialtherapeutischen Überlegungen ein.
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