Sonntag, 1. Januar 2012

Gutes Neues! Bacchus der Vater ...

.... Venus die Mutter, Zorn die Hebamm erzeugen das Podagram"

Ein passendes Zitat zu den üppigen Tagen der letzten Wochen. Ich hoffe, Sie haben auch die Silvesternacht gut überstanden und mußten nicht unter den Leiden der Gicht büßen.

Der Gicht bin ich erst vor kurzem in der Klinik begegnet und erntete allgemeines Erstaunen von den Umstehenden über meine Frage, wer jetzt das Gelenk punktieren würde. Und dieses Erstaunen liest sich auch aus einem Artikel im BMJ vom 10. Dezember. Sehr kritisch und analytisch gehen die Autoren auf die Defizite in der Versorgung von Patienten mit Gicht ein: Dies mag an mangelndem Teaching liegen (Gicht wird zwischenzeitlich im Fachgebiet Rheumatologie akademisch bearbeitet, ich kann mich an keine großen Vorlesungen oder Fortbildungen erinnern), mag an Werbeaktionen der Industrie, aber auch an unserem fehlenden Vständnis über die Diagnostik, Auswirkungen und Therapiemöglichkeiten der Gicht liegen. Lesen Sie diesen BMJ Artikel, sehr unterhaltsam und spannend.

Aber wie ist nun die korrekte Vorgehensweise in Diagnostik und Behandlung? Hierzu gibt es einen hervorragenden Artikel im NEJM vom Februar 2011. Auch aktuelle Artikel aus anderen Journalen lesen sich gut. Und hier auch noch ein frei zugänglicher, sehr gefälliger Text aus dem Am Fam Phys (sehr praxisnahe Übersichten, auch für Notfallmediziner sehr hilfreich!).

Es beginnt mit der Diagnostik. Die typische Lokalisation und eine erhöhte Harnsäure sind NICHT ausreichend, um die Diagnose Gicht zu stellen ... eine wichtige Differentialdiagnose ist die Pseudogicht. Zumal haben insbesondere ältere Frauen auch untypische Gelenksmanifestationen und werden manchmal als rheumatische Arthritis fehlbehandelt. Die Punktion des Gelenkspalts mit dem Nachweis von Uratkristallen in der Polarisationsmikroskopie hat zu erfolgen ... natürlich auch in der ZNA ....

Und der Akutbehandlung (Colchizin oder NSAID) folgt bei mehr als 2 Anfällen eine Prophylaxe mit z.B. Allopurinol in Dosierungen bis 800 mg pro Tag bzw. Benzbromaron. Die Hohe Tagesdosis ist kein Schreibfehler! Aber eine schrittweise Dosissteigerung beginnend etwa 2 Wochen nach dem Anfall ist selbstverständlich notwendig. Natürlich gibt es Therapieversager und andere Optionen, diese sollten Sie den Tabellen des NEJM Artikel entnehmen. Ja und .... eine asymptomatische Hyperurikämie wird nach momentanen Kenntnisstand NICHT medikamentös behandelt. Diätetische Maßnahmen sind natürlich für symptomatische und asymptomatische Hyperurikämie selbstverständlich!

Bei Notfallpatienten spritzt nicht nur das Blut, sondern betroffene Patienten haben gelegentlich auch andere, weniger aufregende Probleme wie die Gicht, die mit starken Schmerzen assoziiert sein kann. Man muß auch mit diesen banalen, aber häufig in unserer täglichen Arbeit vergessenen Krankheiten umgehen lernen. Wann punktieren Sie ?

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