Dienstag, 17. Januar 2012

Kalium - Kleine Teilchen, grosser Ärger

Hallo, heute wieder ein Gastbeitrag unseres Kollegen Jan Welker. Hervorragend geht er auf die wichtigen Punkte bei Patienten mit Hyperkaliämie ein. Danke sehr!

Elektrolytentgleisungen spielen in der Akutmedizin eine große Rolle. Eine der häufigsten und die vielleicht Gefährlichste stellt die Hyperkaliämie dar. In den meisten Fällen ist eine Niereninsuffizienz die (Mit-)Ursache, nicht selten kommen weitere auslösende Faktoren wie unglückliche Medikamentenkombinationen (ACE-Hemmer + Kalium-sparende Diuretika etc.) oder Rhabdomyolyse  hinzu.
Die Hauptgefahr bei der Hyperkaliämie geht von der elektrophysiologischen Wirkung auf die Herzmuskelzellen und die daraus resultierenden Rhythmusstörungen aus. Einziger Schutz vor selbigen bzw. die einzig effektive Therapie dieser ist ein schnelles und effektives Management der zugrunde liegenden Elektrolytentgleisung.

In seinem wirklich gelungenen Übersichtsartikel „Management of severe hyperkalemia“ , erschienen in der Crit Care Med 2008, stellt der Nephrologe und Intensivmediziner Lawrence S. Weisberg das interessante und wichtige Thema umfassend und Praxis orientiert dar. Nach einer kurzen Erörterung der Pathophysiologie werden die effektivsten Therapiestrategien erklärt. In diesem Kontext wird klar, dass der Trigger für die Behandlung der Hyperkaliämie nicht das Auftreten der typischen EKG-Veränderungen  (spitze T-Welle, Verschwinden der P-Welle, Verbreiterung des QRS-Komplexes etc.) sind, weil diese längst nicht immer und schon gar nicht in Lehrbuch mäßiger Reihenfolge einer malignen HRST vorangehen, sondern ein (verifizierter) Kaliumspiegel von 6,5mmol/l bereits ein rasches Handeln indiziert.

Dieses kann über drei grundlegende Strategien erfolgen, die zügig und gleichzeitig angewendet werden können und sollten: Stabilisierung der Herzmuskelzellmembran mit Calcium als „Arrhythmieschutz“ ,Kaliumumverteilung von extra- nach intrazellulär beispielsweise mittels Insulin (und Glukose) und/oder der inhalativen Applikation von Beta-2-Sympathikomimetika als temporäre Maßnahme zur Senkung des Kaliumspiegels und schließlich die definitive Eliminierung des Kaliums durch Hämodialyseverfahren. (Eine Übersicht der Therapiestrategien inklusive der Dosierungen ist als Behandlungsstandard auch auf unserer Klinikhomepage zu finden).

Alles in allem ein wirklich informativer und praxisnaher Artikel, der im Arbeitsalltag eine wertvolle
Hilfe beim Umgang mit der Hyperkaliämie sein kann und dazu beiträgt, den großen Ärger mit den kleinen Teilchen zu vermeiden.

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