Donnerstag, 12. Januar 2012

Taschenmesser im Bauch - Qualitätszirkel Notfallmedizin

Gestern hatten wir einen sehr spannenden Qualitätszirkel Notfallmedizin (immer der 1. Mittwoch im Monat, 16:00h, Klinikum Nürnberg Süd, Raum A.EG50; Terminplan hier). Unsere Kollegen (Drs Hornaß und Gesslein) stellten anhand eines Falles die Systematik der Diagnostik und Therapie thorakoabdomineller Stichverletzungen dar. Für mich war sehr interessant zu hören, dass die Notfallsonographie FAST nur eine eingeschränkte Sensitivität bei Stichverletzungungen des Bauches mit Eröffnung des Peritoneums hat (siehe auch Gesslein et al. MMW - Fortschritte der Medizin 2011; 153 (26-28): 36-37). Das CT ist häufig hilfreich, ggf. laparoskopische Evaluation. Bei instabilen Patienten muss sofort laparatomiert werden. Auch die Problematik von Stichverletzungen im thorakoabdominellen Übergang (unterhalb der Mamillen) ist sehr heikel. Meist ist das Zwerchfell betroffen, eine chirurgische Intervention in den meisten Fällen unabdingbar.

Dann haben wir uns über Modelle unterhalten, wie ein Notfallmediziner zu einer diagnostischen Entscheidung kommt. Die meisten Entscheidungen werden aufgrund von Mustererkennung intuitiv gelöst, während der analytische
Weg bei unklaren Fällen verwendet wird. Berufsanfänger verwenden meist den analytischen Weg (und sind langsam), während Erfahrende mit dem intuitiven Weg schnell sind, hierbei aber erhebliche Fehler passieren: Der intuitive Weg ist sehr fehleranfällig und vom Kontext des Umfeldes abhängig. Wer denkt hier nicht an die eigene Abwehr beim übergewichtigen, ungewaschenen Alkoholiker, oder an "nervend erscheinende Patienten" ...Professionelle Nüchternheit ist hier angesagt). Eine spannende Zusammenfassung gibt es von Pat Croskerry (weitere hervorragende Arbeiten unter Pubmed!). Wer mehr über die Thematik, wie kommt ein Arzt zu einer Diagnose, lernen will (und dabei auch inhaltlich hervorragend aufbereitete Fälle lesen möchte) sollte sich dieses Buch kaufen.

Die Verwendung von Checklists soll die Fehlerhäufigkeit reduzieren helfen (siehe Pat Croskerry oder Atul Gawande). Die Traumatologen haben hierzu eine traumhafte Webseite eingestellt, welche einen umfassenden Überblick über Diagnostik und Therapie in Abhängigkeit von der anatomischen Lokalisation gibt(siehe www.aosurgery.org) Hätte ich gerne zur Examensvorbereitung gehabt. Auch als iphone App erhältlich.

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