Zunächst mal eine große Gratulation an die Jenaer Gruppe und alle beteiligten Kliniken, die sich im deutschen Netzwerk „Sepnet“ engagieren. Kollege Brunkhorst bringt ja bereits seit Jahren erfolgreich diese Thematik national und international voran und nun eine erneute, hochrangige Publikation zum Themenkomplex "Sepsis".
Wenn Sie mal die Gelegenheit haben, einen Vortrag von ihm zu hören .... didaktisch immer sehr gut gemacht, so macht Medizin Spaß!
Die Publikation der aktuellen Studie MaxSep zeigt auf, dass auch aus Deutschland durch enge Kooperation verschiedener Kliniken hervorragend publizierbare Arbeiten kommen können. Nochmalige Gratulation!
Aber nun zum Inhalt der Studie: Man hat in einer methodisch einwandfrei geplanten und durchgeführten Studie Patienten mit schwerer Sepsis bzw. septischen Schock entweder mittels Meropenem i.v. oder mit einer Kombination aus Meropenem/Moxifloxacin behandelt. Es wurden über 550 Patienten eingeschlossen und randomisiert (open - label). Die Studienphase mit diesem Protokoll dauerte mindestens 7 Tage (bis max. 14 Tage).
Nun zu den Ergebnissen der Studie: Leider kein Unterschied zwischen der Monotherapie vs. der Kombinationstherapie. Auch hinsichtlich anderen Parametern (z.B. SOFA Index) ergeben sich keine Unterschiede. Vermutlich eine große Enttäuschung für das Studienteam und den engagierten Kliniken.
Gibt es eine Erklärung für diese Ergebnisse?
Nun, es gibt aus meiner Sicht mehrere Punkte, welche die „negativen Ergebnisse“ erklären können: 1) Once again, „one size does not fit all“. Schwere Sepsis ist aus meiner Sicht nicht „schwere Sepsis“. Es kommt auf die „Quelle“ der Sepsis an (respiratorisch, abdominal etc.) und den damit verbundenen Spektrum der verursachenden Keime (siehe Tabelle 2). 2) Ob Moxifloxacin für diese Studie wirklich ein geeigneter Kombinationspartner ist bzw. war, möchte ich auch vorsichtig anzweifeln. In der Diskussion wird zwar darauf kurz eingegangen und absolut vertretbar die Wahl diskutiert. Eine Kombinationstherapie würde ich als sinnvoll erachten, wenn mit einer hohen Resistenz eines Problemkeims zu rechnen wäre. Die Prävalenz an Pseumonas in diesem Kollektiv war sehr, sehr niedrig. Sicherlich hätte dann auch ein Pseudomonas wirksames Medikament nicht wesentlich weiter geholfen. Was mich auch noch interessiert hätte, wie hoch die Rate an ESBL bildenden gram-negativen Keimen war. 3) Die Aufführung von einer fast 30%igen Besiedlung von „any material“ mit Pilzen halte ich auch für sehr, sehr problematisch. Dies suggeriert (wie vor kurzem in unserem Blog auch beim Nachweis von Pilzen bzw. Enterokokken in respiratorischen Material von Intensivpatienten diskutiert), dass eine hohe Rate von Pilzinfektionen vorlagen. Vermutlich handelt es sich eher um Besiedlung ... und eine ähnliche Übertragung wäre dann auch für die Bakterien zu machen. Überrascht war ich über die hohe Rate an Koagulase-negativen Staphylokokken in Blutkulturen .... ob da wohl die Abnahmetechnik gestimmt hat? Sind diese wirkliche Erreger der Erkrankung? Wer sich mit der mikrobiologischen Diagnostik näher beschäftigt, kennt natürlich die Einschränkungen und die möglichen Interpretationsmöglichkeiten. Bitte deshalb Vorsicht mit vorschnellen Schlussfolgerungen.
Zusammenfassend handelt es sich bei dieser Studie um eine Meisterleistung und wer weiss, welche Vorbereitung eine derartige Studie erforderlich macht, muss wirklich den Hut ziehen. Schade ist natürlich, dass keine „positiven Ergebnisse“ gezeigt werden konnten. Mögliche Erklärungen habe ich ja versucht zu geben.
Ich denke, dass diese Studie Anlass sein sollte, weitere notfall- und intensivmedizinische Studien in Deutschland durchzuführen!
Let´s start today!!! Triple A is on the way ;-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen