Muss an dieser Stelle schon wieder auf das BMJ zurückgreifen. Aber diese Zeitschrift ist ein dermaßen Fundus für gute Fortbildung und Thematisierung wichtiger medizinischer und Medizin-politischer Themen, dass es zwischenzeitlich zu meiner wöchentlichen Lektüre gehört .... auch als Accessoire für den Badeausflug am Abend bestens geeignet ;-)
In einem Editorial wird zunächst auf die generelle Problematik von Encephalitiden eingegangen: Es kommt sehr selten vor, jeder einzelne von uns wird Fälle nur im einstelligen Bereich in seiner beruflichen Laufbahn sehen .... und dann ist das daran denken durchaus auch noch von anderen Faktoren beeinflusst: Ich erinnere mich selbst mit Entsetzen an eine Krankengeschichte einer schwer übergewichtigen, ungepflegten schwarzen Französin, die ausgeprägt verhaltensauffällig war (siehe auch Post zu psychiatrischen Syndromen vor nicht allzu langer Zeit!) ... die Dame durch mehrere Hände ging (auch meine), jeder sich von der Aussage ihres Mannes (die ist immer so) fehlleiten ließ und schließlich doch die Diagnose einer tuberkulösen Meningoenzephalitis gestellt wurde. Ein Desaster!!
Der richtig gute Fortbildungsartikel bespricht anhand eines konkreten Falles die typischen Symptome (Influenza-ähnliche Symptome mit Kopfschmerzen und Fieber, welche mit Krampfanfällen, kognitiver Einschränkung, Verhaltensauffälligkeiten und fokal neurologischen Symptomen assoziiert sind) und geht anschließend auf klinische wichtige Fragen und Vorschläge ein. Äußerst lesenswert und in der Darstellung auch klinisch umsetzbar und relevant. Hauptproblem ist häufig eine verspätete Diagnostik: Die Symptome sind oft sehr dezent, ..... in dieser Situation sollte man tatsächlich eine Lumbalpunktion durchführen .... und dann ist die Verdachtsdiagnose relativ klar (oder auch ausgeschlossen, wobei man durchaus nochmals 2 Tage später eine Wiederholung der Lumbalpunktion durchführen sollte, da ein falsch negatives Ergebnis bei der Erstpunktion in 10% der Fälle nachzuweisen ist, mit PCR Diagnostik). Die MRT Untersuchung ist weitere essentieller Bestandteil der Diagnostik.
Sicherlich, im Detail wird man sich in UpToDate belesen, aber zumindest eine Aufmerksamkeit bei Notfallmedizinern zu erreichen, ist dieser Artikel exzellent.
Wissen Sie, warum vor allem der Temporallappen und mnestische Fähigkeiten bei HSV Infektion betroffen sind? Die infektiösen Tröpfchen werden vermutlich über den Riechnerven in diese Areale des Gehirns weitergeleitet und führen dann zu den beschriebenen Symptomen. Sehr spannend.
Therapie der Wahl ist Aciclovir (10mg/kg KG i.v. über 1 Stunde, 3mal täglich für 14 Tage, bei Immunkomprimittierten länger und häufig in höheren Dosen), welches die Sterblichkeit von etwa 70% auf 19% reduziert. Zeitnahe Diagnostik und Therapieeinleitung sind von essentieller Bedeutung!
Begleitet wird der Artikel durch einen Patientenbericht zur Enzephalitis und das National Institute of Clinical Excellence in GB hat auch neue Leitlinien herausgebracht, die sich aber wenig von den Leitlinien der IDSA unterscheiden.
Die Tätigkeit in Notaufnahmen ist vielseitig und spannend. In diesem Blog stellen wir Neuigkeiten, Publikationen und noch viel mehr zu notfall- und akutmedizinischen Themen vor. Ziel ist es, Inhalte zu präsentieren, die praxisnah sind und unser tägliches Handeln in der Notaufnahme oder auf der Intensivstation betreffen. Selbstverständlich greife ich auch Beiträge aus anderen Bereichen der Medizin auf. Ich freue mich auf Ihr Feedback und Ihre Kommentare! Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!
Aktuelles in Notfall- und Akutmedizin
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