Eine der wichtigsten Elemente ärztlichen Handelns ist die Kommunikation. Und dies trifft - trotz aller zeitlicher Limitationen - natürlich auch auf den Notfall- und Intensivmediziner zu. Und die Kommunikation betrifft vor allem natürlich auch die Patienten, die in die ambulante Weiterversorgung entlassen werden, und natürlich auch die Angehörigen, die nähere Informationen zu Risiko, therpeutische Möglichkeiten etc. erfahren möchten.
Zum Thema „comunicating risk“ habe ich einen exzellenten Übersichtsartikel gelesen. Ein extrem wichtiges und hoch-relevantes Thema für jeden Arzt (bzw. Ärztin). Ahmed Naik Communicating risk
Ziel der Arzt-Patienten-Kommunikation ist es, dass Patienten bzw. deren Angehörige aufgeklärte Entscheidungen treffen können und wir natürlich auch entsprechend handeln. Und das ist offensichtlich gar nicht einfach: Weder die Patienten noch die Ärzte sind sich häufig über die Grundaussagen von medizinischen Studien etc. wirklich im Klaren (witziges Original-Zitat aus dem Artikel: „.... most commonly reported reason is the difficulty that patients and doctors have understanding numbers ..... „collective statistical illiteracy“ .... da muss man schon schmunzeln.
Die Herausforderung Biometrie / Statistik (siehe auch frühere Blogs) ist offensichtlich für viele KollegInnen ein Buch mit sieben Siegeln (siehe auch Blog zur Thrombolyse IST-3 Studie). Dies ist aber die Grundvoraussetzung, um zum einen eigenes Handeln auf verantwortungsvolle Beine zu stellen, auf der anderen Seite auch den Patienten bzw. deren Angehörige als informierten Entscheider zu gewinnen. Im Artikel wird dies beispielhaft aufgezeigt, ob eine Patientin ein Mammographie-Screening wg. Brustkrebs machen soll oder nicht. Faszinierend hierbei finde ich, dass offensichtlich die graphische Darstellung von Häufigkeiten und Risiko beiträgt, das Problem zu realisieren.
Im konkreten Fall der Patientin schauen die Ergebnisse wie folgt aus: Bei 1000 Patientinnen mit dem Risiko der geschilderten Patienten werden 970 Patientinnen in den nächsten 10 Jahren keinen Brustkrebs haben. Trotzdem sind im Rahmen des Screenings zahlreiche Untersuchungen notwendig. Von den 30 Patientinnen mit Brustkrebs-Diagnose leitet sich bei 4 Patientinnen keine Konsequenz ab, bei 23 Patientinnen wird die Therapie den weiteren Verlauf nicht relevant beeinflussen und 3 Frauen werden durch die Therapie länger leben, da der Tumor durch das Screening erkannt wurde. Ich finde diese konkrete Darstellung schon sehr beeindruckend. Gerne spricht man ja dann immer von 30%iger relativer Risikoreduktion etc. Hilfestellung geben online-Risiko-Stratifizierungstools wie z.B. www.npc.nhs.uk . Zusammenfassend denke ich, dass man sich dringend mit diesen Inhalten auseinandersetzen muss.
Welche Schlußfolgerungen ergeben sich nach Aussagen des Artikels:
- Risiko sollte immer als „absolutes Risiko“ bzw. „absolute Risikoreduktion“ kommuniiziert werden.
- Wir Ärzte sollten uns mit möglichen Tools/Hilfestellungen (auch im Internet) vertraut machen, um Risiko und therapeutische Effekte besser kommunizieren zu können. Eine graphische Visualisierung wie im Artikel aufgeführt, ist offensichtlich sehr hilfreich. Vielleicht sollten wir manchmal einen Stift und ein Blatt Papier bereit halten und mit einfachen Grafiken die von uns zu kommunizierenden Inhalte dadurch besser „rüberkriegen“.
- Und es gibt natürlich auch Decision Aids, die dem Patienten ermöglichen, bei gleichwertigen Alternativen den Weg auszuwählen, der für den Patienten aufgrund persönlicher Vorlieben, der für ihn passende Weg ist.
Wirklich ein sehr interessanter Übersichtsartikel, der mal wieder aufzeigt, welche verschiedenen Facetten die Medizin bereit hält. Die durch das DRG uns scheinbar aufgedrängte „Technisierung“ drängt aus meiner Sicht bedauerlicherweise wichtige Inhalte ärztlichen Handelns immer mehr in den Hintergrund - unklug gewählte Incentives. Und viele Patienten können vielleicht auch inhaltlich nicht folgen bzw. möchten auch gar nicht selbst entscheiden. Aber, einen Versuch sollte es Wert sein!
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