Es ist immer göttlich, die Kommentare von Des Spence zu allerlei Dingen in der Medizin zu lesen. Vor kurzem hat er sich über den Sinn und Unsinn der rektalen Untersuchung geäussert, nun diskutiert er den Stellenwert der körperlichen Untersuchung des Thorax. Und gerne wird ja diskutiert, dass die jungen Ärzte keine ausreichende Untersuchungsmethodiken mehr beherrschen.
Ich gehöre ja durchaus zu den konservativen Medizinern und lege großen Wert auf die körperliche Untersuchung. In seiner provokativen aber charmanten Art diskutiert D. Spence den Stellenwert von "Chest Examinaton".
Es ist ernüchternd: Die erhobenen Befunde werden oft nach Erhalten des röntgenthorax oder anderen technischen Untersuchungen korrigiert. Es wird uns beigebracht, wertvolle Schlussfolgerungen aus den Untersuchungsbefunden von Inspektion, Palpation, Perkussion und Auskultation zu ziehen. Leider ist die Trefferquote weit daneben ... d.h. jeder einzelne von uns befindet sich in guter Gesellschaft.
Woran liegt dies? Nun, die Untersuchungsbefunde des Thorax wurden vor langer, langer Zeit in kleinen Studien von wenigen Enthusiasten analysiert. Meist in Hoch-Prävalenz Populationen. Ja, und da schauen die Ergebnisse nicht schlecht aus.
Ernüchternd ist zum anderen die Fähigkeiten von Ärzten, pathologische Auskultationsbefunde korrekt zu interpretieren. Gerne können Sie dies in der entsprechenden Publikation nachlesen.
Inwieweit diese Befunde in der heutigen Zeit tatsächlich von therapeutischen Bedeutung sind ..... schwer zu sagen. Ich glaube zwar selbst, dass bestimmte pathologische Befunde mein Handeln in eine bestimmte Richtung führt .... trotzdem sollte man sich über die Imitationen bewusst sein. Erst vor kurzem haben wir uns über einen typischen Auskultationsbefund einer Aortenstenose unterhalten. Gott sei Dank hat der echokardiographische Befund dazu gepasst .... mit anderen Worten, der Skepsis von Des kann ich mich nicht vollständig anschließen.
An anderer Stelle hat er aber sicher Recht: Das Auffinden eines Pleuraerguss nur durch klinische Untersuchungsmethodik stellt eine systemimmanente Hürde dar. Die Durchführung einer Sonographie bzw. das Röntgenbild helfen hier entsprechend weiter. Sich auf die Untersuchung zu verlassen, ist problematisch. Manche dieser Techniken gehören längst vergangenen Zeiten an .... auch wenn man sich schwer tut, dies zu akzeptieren.
Zusammenfassend sollte man sich nicht frustrieren lassen und die notwendigen Untersuchungstechniken durchaus erlernen. Gleichzeitig sollte man sich im klaren sein, dass diese ihre Imitationen haben und die Aussagekraft der Untersuchungsbefunde auch von der Prävalenz von zu erkennenden Krankheitsbildern abhängt. Dies trifft auch auf die Notfallmedizin zu. Vielleicht sollte auch der "Klopfkurs" an Universitäten sich weniger an traditionelle Lehrmethoden orientieren, sondern die wichtigen Befunde im Kontext von Syndromen vermitteln. Wäre vermutlich viel wichtiger, als unsichere Methoden mit fraglicher Aussagekraft zu Teichen. Des Spence meint, dass das klassische Teaching dogmatisch und "falsch" ist .... kann ich mich anschließen.
Die Tätigkeit in Notaufnahmen ist vielseitig und spannend. In diesem Blog stellen wir Neuigkeiten, Publikationen und noch viel mehr zu notfall- und akutmedizinischen Themen vor. Ziel ist es, Inhalte zu präsentieren, die praxisnah sind und unser tägliches Handeln in der Notaufnahme oder auf der Intensivstation betreffen. Selbstverständlich greife ich auch Beiträge aus anderen Bereichen der Medizin auf. Ich freue mich auf Ihr Feedback und Ihre Kommentare! Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!
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