Betablocker sind aus dem medizinischen Alltag nicht mehr wegzudenken und kommen bei vielerlei Indikationen zum Einsatz.
In der Akutmedizin spielen Betablocker vor allem bei supraventrikulären Tachykardien/Tacharrhythmien eine Rolle bei der Frequenzkontrolle (Dementsprechend tauchen sie auch in Vaughan Williams – Klassifikation als Antiarrhythmikum der Klasse II auf.)
Im Notaufnahme-Setting sind naturgemäß Wirkstoffe besonders geeignet, die über eine kurze Halbwertszeit und dadurch bedingt eine gute Steuerbarkeit verfügen und so bei unklarer Informationslage („Was hat der Patient für Begleiterkrankungen“ oder „Welche Hausmedikation nimmt er ein ?“ etc.) „ausprobiert“ werden können.
Womit wir beim Esmolol (Brevibloc) wären.
Dieses Medikament, das ausschließlich intravenös appliziert wird, zeichnet sich durch eine relativ kurze Halbwertszeit (ca. 10 Minuten) aus und wird initial mit 0,5mg/kg/min langsam über 3-4 Minuten injiziert. Wenn sich eine Betablockierung als sinn- und wirkungsvoll erweist, kann es dann per Perfusor mit einer Erhalt-Dosis von 0,05mg/kg/min (die bis auf 0,2mg/kg/min gesteigert werden kann) weitergegeben werden. Oder man steigt eben auf einen Wirkstoff mit längerer HWZ um (z.B. Metoprolol).
Bei der Anwendung von Esmolol ist –wie bei allen Betablockern- zu beachten, dass eine strenge Kontraindikation für die gemeinsame Gabe mit Kalziumkanalblockern gilt. In der Notaufnahme spielt dieser Umstand insofern eine besondere Rolle, da die dort eintreffenden Patienten nicht selten vom notärztlichen Kollegen bereits mit Verapamil (Isoptin) vorbehandelt sind, bzw. das Medikament in der Hausmedikation haben. Verapamil ist ein Medikament, das zwar häufig in der Notfallmedizin eingesetzt wird, aber aufgrund seiner Halbwertszeit, der negativen Inotropie sowie der in der Notfallmedizin häufig "unsicheren Umgebungsbedingungen" eigentlich dort keinen Platz hat.
(Erfahrene Kollegen bezeichnen die (versehentliche) Kombination von Betablockern und Kalziumantagonisten gerne als „medikamentöse Hinrichtung“, was den additiven Effekt zweier negativ inotroper Medikamente hinreichend beschreibt !)
(Erfahrene Kollegen bezeichnen die (versehentliche) Kombination von Betablockern und Kalziumantagonisten gerne als „medikamentöse Hinrichtung“, was den additiven Effekt zweier negativ inotroper Medikamente hinreichend beschreibt !)
Unser Chef hat uns insgesamt überzeugt, dass Verapamil eigentlich in der Notfallmedizin eine untergeordnete Rolle haben sollte, und eher aktiv begründet werden muss, wenn man es trotzdem einsetzt. Also, absolute Zurückhaltung für Verapamil im Setting der Notaufnahme bzw. der Rettungsmedizin (hohe Prävalenz an Patienten mit akuter Herzinsuffizienz, hier ist Verapamil KONTRAINDIZIERT)!
Auch bei Patienten mit obstruktiven Ventilationsstörungen ist Vorsicht geboten und daher sollte man in dieser Situation auch auf Brevibloc verzichten.
Zusätzlich zu seiner Anwendung bei tachykarden Rhythmusstörungen kommt Esmolol auch in der Anästhesie zur perioperativen Blutdruckkontrolle zum Einsatz. Auch hier zahlt sich die gute Steuerbarkeit aus.
Insgesamt ist Esmolol auf Grund der oben genannten Eigenschaften ein interessantes Medikament. Sicher kein „Muss“, aber definitiv ein „Nice-to-have“.
Welche Erfahrungen habt Ihr mit Brevibloc sammeln können? Spielen die theoretischen Vorteile in der täglichen Praxis eine Rolle?
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