Sonntag, 1. April 2012

Akute Durchfallerkrankungen - Was ist wichtig für den Notfallmediziner

Die Häufigkeit und Sterblichkeit bei Durchfallerkrankungen nimmt zu. Dies ist insbesondere auf Norovirus-Infektionen und auf Infektionen mit Clostridium diff. bei älteren Patienten zurückzuführen. Dies wird in deutschen und US-amerikanischen Medien kommuniziert, ist aber auch in unserem Umfeld durchaus „spürbar“. Was sollte man wissen?


Wie Patienten mit Clostridium diff.-Infektionen erkennen bzw. dies zu vermeiden?
Eine Infektion mit Clostridium diff. ist nicht nur eine schwierig zu behandelnde Erkrankung, sondern es handelt sich um einen Aspekt der Patientensicherheit im Gesundheitswesen.

Unter der Vorstellung, dass die Übertragung von Clostridium diff. vermeidbar ist, hat das US-amerikanische Zentrum "Center for Disease Control" sechs Strategien vorgeschlagen:
  • Verschreiben und verwenden Sie Antibiotika vorsichtig. Etwa 50 % der Antibiotikagaben werden nicht benötigt.
  • Testen Sie auf Clostridium diff., wenn der Patient unter der Gabe Antibiotika Diarrhoen entwickelt  (bis zu einigen Monaten nach Antibiotikagabe möglich!)
  • Umgehendes Isolieren der Patienten mit Clostridium diff., idealerweise in einem eigenen Patientenzimmer.
  • Tragen Sie Handschuhe und Schutzkleidung, wenn Sie Patienten mit Clostridium diff. behandeln. Dies trifft auch bei kurzen Kontakten zu. Handdesinfektionsmittel sind nicht ausreichend, um Clostridium diff. abzutöten, das Händewaschen ist vorteilhaft, ist aber auch nicht ausreichend.
  • Reinigen Sie nach Entlassung des Patienten die Räumlichkeit mit geeigneten, sporenabtötenden Desinfektionsmitteln (Aufgabe des Reinigungsdienstes).
  • Wenn Sie einen Patienten in eine andere Einrichtung transferieren, informieren Sie die Kollegen über das Vorliegen von Clostridium diff.

Diese sechs Punkte klingen relativ einfach, aber Sie wissen selbst, dass persönliches Verhalten und andere Prioritäten durchaus beitragen können, dass diese Vorschläge in Kliniken, Heimen und Praxen nicht eingehalten werden. Umso mehr, dass wir im Team arbeiten und uns gegenseitig darauf hinweisen, wenn entsprechende Vorsichtsmaßnahmen nicht eingehalten werden.

Sensitivere Labortests identifizieren natürlich auch Patienten, welche asymptomatisch und mit Clostridium diff. kolonisiert sind. Diese benötigen üblicherweise keine spezielle Therapie, müssen jedoch isoliert werden. Die Normalisierung der Darmflora wird beitragen, dass Clostridium diff. im Laufe der Zeit nicht mehr nachweisbar ist. Eine symptomatische Infektion muss selbstverständlich mit entsprechender Antiinfektiva-Therapie (abgestuft nach Schweregrund) konsequent und ausreichend lange therapiert werden. Aber vergessen Sie auch nicht, dass asymptomatische Patienten durchaus zu einem späteren Zeitpunkt erneut eine symptomatische Infektion entwickeln können. Hier ist rasches Handeln notwendig.
Verschiedene Krankenhäuser versuchen natürlich auch über spezielle Maßnahmen die Infektion mit Clostridium diff.- zu verhindern. Ein derartiges Maßnahmenbündel könnte wie folgt lauten:
  • Nutzen Sie Seife und Wasser für die adäquate Handhygiene (Aktion: „Saubere Hände“)
  • Seien Sie wachsam, wenn eine Clostridium diff.-Infektion erwartet wird.
  • Monitorisieren Sie Verfügbarkeit und die Umsetzung von persönlichen Schutzmaßnahmen.
  • Wechseln Sie die ggf. verwendeten Temperaturmessgeräte bzw. nutzen Sie entsprechende Schutzmaßnahmen.
  • Beachten Sie bei Belegung der Patientenzimmer (Einzelzimmer vs.Kohortenisolierung vs. Mehrbett-Zimmer)
  • Achten sie auch auf entsprechende Präventionsmaßnahmen mit individualisierter Zuweisung von infizierten Patienten auf eine Toilette, wenn möglich.
  • Achten Sie auf ein entsprechende Schutzmaßnahmen beim Transport von Patienten.
  • Nutzen Sie entsprechende Reinigungsmittel mit sporentötenden Desinfektionsmitteln
Derartige Präventionsmaßnahmen sind auch im Internet als Video aufgezeigt. Vielleicht unterstützt auch dies die Einhaltung entsprechender Vorsichtsmaßnahmen.

Die Umsetzung des Antibiotic-stewardship Programms trägt offensichtlich nur wenig bei, um Clostridium diff.-Infektionen zu vermeiden. Die essentiellen Effekte sind die oben beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen: Handhygiene, Isolation und Reinigung der betroffenen Zimmer.

Mit der oben beschriebenen Problematik sind natürlich auch  Notaufnahmen als Portal einer Klnik betroffen. Oft sind diese Aspekte möglicherweise dort weniger im Bewusstsein. Die Einhaltung entsprechender Vorsichtsmaßnahmen sind jedoch das Non-plus-ultra einer guten medizinischen Versorgung.

 Weitere Infos gibt es auch im BMJ.

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