Sonntag, 19. Februar 2012

Karotissinusmassage - Ist sie wirklich nötig?

Ich habe per eMail ein aktuelles Paper zur Karotissinusmassage in der DMW erhalten. Gute Zusammenstellung, und wieder mal erschütternd wie uneinig sich die Autoren verschiedenster Studien sind, wie die CSM methodisch korrekt durchzuführen ist. Einige Autoren schliessen Patienten mit Stenosegäuschen über der Carotis aus, andere nicht, trotzdem kommen alle Autoren zum ähnlcihen Ergebnis, dass ca. 0.5-1.0% der Patienten, die eine CSM erhalten, relevante Nebenwirkungen aufweisen. Und was ist eigentlich der Sinn einer CSM bei Patienten mit Synkope?

Die Gesellschaft für Kardiologie hat sich in einer Stellungnahme zur ESC Leitlinie Synkopenabklärung geäussert. Die Autoren halten es für nicht empfehlenswert, bei jedem Patienten mit unklarer Synkope eine CSM durchzuführen. In dieser Situation ist eher ein implantierbarer Looprekorder weiterführend. Sehe ich ähnlich, weder ein pathologischer CSM noch eine pathologischen Kipptischuntersuchung erlauben die Aussage, dass der betroffene Patient einen Schrittmacher benötigen wird. Eine entsprechende Anamnese (beim Kopfdrehen oder beim
rasieren synkopiert, habe ich selbst sehr selten erlebt) lassen eine entsprechende Indikationsstellung zu, ansonsten sollten wir den Empfehlungen der Kardiologen folgen.

Aber zur Stellungnahme der Kardiologen möchte ich doch noch zurückkommen: aus meiner Sicht spiegeln diese Empfehlungen vor allem die Situationen in einem streng selektionierten Patientenkollektiv wider. Es wird in der Empfehlung der DGK nur die kardialen Synkopen als prognostisch ungünstig bewertet und darauf fokussiert. Da wir diese Sichtweise auch im Studium gelernt haben, ist für viele Kollegen die Verunsicherung bei der Abklärung von Patienten mit Synkope groß: Wichtig ist das Gesamtrisiko des Patienten zu erfassen und zu überlegen, ob wir durch geeignete Therapie diese eingeschränkte Prognose beeinflussen können! Es ist aus meiner Sicht nicht nötig, jeden Patienten durch zahlreiche Tests zu jagen. Zahlreiche andere Morbiditäten können auch bei einer vagovasalen Synkope mit einer ungünstigen Prognose assoziiert sein. Denken Sie an Synkopenpatienten mit schweren Elektrolytstörungen oder schweren Infektionen in der Notaufnahme. Dies haben wir erst kürzlich im Dt Ärzteblatt zusammengestellt und auch ein schönes Editorial von Prof. Werdan aus Halle erhalten. Ich glaube, es ist sehr wichtig, die notfallmedizinische Sichtweise der verschiedenen Symptome, zu der auch die Synkope gehört, zu beleuchten. Die klinische Realität in Notaufnahmen ist häufig eine andere ... Und dies spiegelt sich in Leitlinien zur Synkope auch aus Notfallmedizinischer Sichtweise wider, wie unter www.acep.org publiziert. Wir haben ein paar Hilfen für die Synkopenabklärung ins Netz gestellt. Vielleicht unterstützt dies (unter Synkope schauen).

Zurück zur DMW Publikation: einen, aber sicherlich geringen Stellenwert hat die CSM bei Schmalkomplextachykardien (meist sind das jüngere Patienten ohne relevante Risiken für Komplikationen), aber auch hier gibt es Alternativen (Valsalva Versuch, kaltes Wasser trinken, und natùrlich medikamentös). Ich habe mich nur ùber die Überschrift des DMW Arikels gewundert ... eigentlich wird darauf gar nicht eingegangen und auch keine Antwort gegeben. Schade, hätte hier mehr erwartet.

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