Mittwoch, 29. August 2012

YEP – Medikamentennebenwirkungen bei Älteren

...oder: wenn Oma plötzlich blutet....


Ein durchaus häufiger Grund für die Vorstellung von Patienten in der Notaufnahme sind die Nebenwirkungen der häuslichen Medikation. Je nach Grunderkrankungen und Allgemeinzustand verfügen v.a. ältere Patienten über teilweise ellenlange Listen an Präparaten.

Die im Alter schwindenden kognitiven Fähigkeiten, die fehlende Compliance und der Mangel an Fachwissen seitens des betreuenden Personals in Altenheimen tun ihr übriges und lassen so manchen Lebensabend schneller enden als eigentlich nötig.

Eine interessante Arbeit aus dem New England Journal („Emergency Hospitalizations for Adverse Drug Events in Older Americans“) beschäftigt sich mit diesem Problem, das angesichts der viel zitierten demographischen Entwicklung sicherlich weiterhin (und zunehmend) eine Rolle im ZNA-Alltag spielen wird.

Erwartungsgemäß ist Altersgruppe ab dem 80. Lebensjahr  von dieser Problematik besonders betroffen.
Interessanterweise spielen v.a. Medikamente, die Blutgerinnung beinträchtigen (also orale Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmer) und antidiabetische Medikamente die Hauptrolle. Entsprechend gehören Blutungsereignisse und Hypoglykämie zu den wichtigsten Vorstellungsgründen in diesem Zusammenhang.

Diese Wirkstoffe werden in der besagten Altersgruppe von hausärztlichen Kollegen sehr häufig verschrieben, so dass eine Lösungsansatz innerhalb unseres Systems nur in Zusammenarbeit von Klinik- und niedergelassenen Medizinern möglich erscheint.

Ebenfalls ums Thema Medikamentenintoxikation kreisen die Artikel „Management of Opioid Analgesic Overdose“ (ebenfalls New England Journal 2012) und „Management of Beta-adrenergic Blocker and Calcium Channel Antagonist Toxicity“ (Emerg Med Clin N Am, 2012). Beide Themen, jedes für sich sehr spannend, werden in diesem Blog in der YEP-Rubrik zeitnah ausführlich durchleuchtet werden...

Welche Erfahrung habt ihr zum Thema Medikamentenintox in der ZNA gemacht ?
Gerne würde ich hier auch Meinungen von hausärztlichen Kollegen hören...

1 Kommentar:

  1. Ein Wort: Metoclopramid. Ich hatte vor einem halben Jahr den Fall, dass eine Patientin (94 Jahre, Apoplex ohne Residuum, sonst gesund) mit OSH-Fraktur mit einem GCS von 5 eingeliefert wurde. Der Zustand trat innerhalb von 1-2 Minuten ein, nachdem der Notarzt MCP spritzte, noch vor der Gabe von Fentanyl. Ein zeitgleiches Ereignis, welcher die rapide Verschlechterung besser erklären hätte können, fanden wir nicht.

    Ach, und das allseits beliebte Spironolacton sollte nicht unerwähnt bleiben...

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