Donnerstag, 5. Juli 2012

Etomidate zur Narkoseeinleitung in Notfall- und Intensivmedizin


Und noch eine Studie aus dem Literaturüberblick von M. Bernhard. Interessante Arbeit, man sollte sie sich wirklich reinziehen.


Thematisiert in dem Übersichtsartikel von A. Cherfan aus Kanada wird der Stellenwert von Etomidate bei der Narkoseeinleitung von Sepsis-Patienten. Ein bekannterweise sehr kontrovers diskutiertes Thema. Der Artikel beschreibt sehr schön die gezeigten gewünschten und unerwünschten Wirkungen von Etomidate. Lesenswert!
Wie sollten wir nun praktisch vorgehen? Idealerweise sollte bei der Narkoseeinleitung von kritisch Kranken auf die Induktion mit Etomidate aus meiner Sicht tatsächlich verzichtet werden. Zudem gibt es gute Alternativen: Midazolam, Midazolam/Ketamin, Propofol oder Ketofol (habe hierzu leider wenig eigene Erfahrung, aber vielleicht kann uns ein Leser mehr davon berichten). Ich persönlich ziehe Midazolam vor (aber in einer wirklcih hohen Dosierung, z.B. 15mg als Bolus, aber auch die Kombi aus Midazolam 5mg und Einleitung mit Ketamin ist gut machbar. Bei der Narkoseeinleitung beim Kritisch Kranken verzichte ich persönlich eigentlich auf Propofol, obwohl ich es für prozedurale Kurznarkosen für ein geniales Medikament halte (Kardioversion, etc.). Habe mir erzählen lassen, dass die Träume nicht schlecht sein sollen ;-)   „Ketofol“ wird in den USA verwendet, hierzu habe ich, wie oben gesagt, keine Erfahrung. Vielleicht können Sie uns Ihre Erfahrungen schreiben!
Nichtsdestotrotz kann ich auch damit leben, wenn ein Kollege mit eher isolierten Erfahrungen mit Etomidate dies zumindest in einer Übergangszeit weiter nutzt. Man sollte die Substanz verwenden, die man gut kennt (aber auch dem Fortschritt offen sein) .... ansonsten wird es in der kritischen Phase der Narkoseeinleitung noch ungemütlicher wie es eh schon ist. Und vergessen Sie nicht, diese Situationen kann man auch simulieren: Unser OA Achterberg und andere Kollegen haben hier ein kurzes Programm („Intubation des kritisch Kranken“) entwickelt, welches vielen Kollegen in der konkreten Situation viele Ängste nimmt und Erfolgsstories verspricht! 

4 Kommentare:

  1. Wie siehts beim nicht-septischen (bspw. kardiales Lungenödem) Patienten aus? Ich kenne da nichts nachteiliges bzgl. Etomidate

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  2. Mich würden auch praktische Erfahrungen und Einsatzgebiete von Ketofol interessieren. Hab das bisher nur aus den USA als Mixtur bei prozeduraler Sedierung nach Traumata (z.B. Reposition) gehört.

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  3. Auch ich kenne keine Arbeiten, zu den Wirkungen von Etomidate bei nicht-septischen Patienten. Meine Auffassung ist, dass man sich auf wenige Substanzen konzentrieren sollte, da ehrlicherweise die Anzahl der Patienten, die in kritischen Situationen intubiert werden müssen, für den einzelnen Patienten eingeschränkt ist.

    Zu Ketofol:
    Auch ich habe hierzu keine praktischen Erfahrungen, sondern kenn nur die Mixtur aus US-amerikanischen Paper/Blogs. Wir werden sicherlich demnächst dies mal austesten und können dann gerne berichten.

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  4. Bei nicht-septischen Patienten finde ich die Kombi Etomidate/Ketamin relativ elegant, da meiner Erfahrung nach der RR stabiler bleibt als bei Propofol, Midazolam etc.
    Und durch die analgetische Wirkung von Ketamin kann man auch evtl. aufs Fentayl verzichten, was ebenfalls dem RR zu Gute kommt....Is aber rein empirisch, ohne Studien back up...

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