Samstag, 14. April 2012

Facharzt für Notfallmedizin: Karriereproblem vor Versorgungsqualität?

Das Thema "Facharzt für Notfallmedizin" steht weiter in den Schlagzeilen. Eine aktuelle Stellungnahme der Vizepräsidentin der Bayerischen Ärztekammer, Frau Dr. H. Lux,  im aktuellen Bayerischen Ärzteblatt wird nun im Deutschen Ärzteblatt aufgegriffen. Überrascht bin ich von der Härte, die im Blog des Dt. Ärzteblatts zu dieser Stellungnahme von Frau Dr. Lux geäussert wird.

Dies ist natürlich auf politischer Ebene eine sehr heiss diskutiertes und hoch gekochtes Thema. Und jeder kennt die schwierigen Arbeitsbedingungen, die momentan noch in den Notaufnahmen deutscher Krankenhäuser herrschen. Dies müssen wir ändern! Notfallmedizin ist extrem spannend und interessant! Schauen Sie sich international um. Jan Welkers und meine Ikone Scott Weingart aus New York zeigt Alternativen auf!

Ich bin nach wie vor absolut davon überzeugt, dass ein positives Umdenken in der klinischen Notfall- und Akutmedizin stattfinden muss und moderne Konzepte auch in Deutschland Einzug halten werden (zu denen auch die fachliche Kompetenz eines professionellen Notfall- und Akutmediziners gehört).

Es würde mich wirklich freuen, wenn wir gemeinsam "Brücken" für eine spannende und interessante Notfallmedizin entwickeln und den tollen Weg, den die Berliner Landesärztekammer beschreitet, stärken könnten. Jeder von uns, von Berufsanfänger bis "alter Hase" ist gefragt! Lange war auch ich skeptisch, ob für Deutschland der "Notfallmediziner" die beste Lösung ist. Zwischenzeitlich bin ich absolut davon überzeugt. Warum sollte sich Deutschland von einem international überzeugenden Modell abkoppeln? Insbesondere Gedanken aus Großbritannien zur Besonderheit der Akutmedizin haben mich von diesem Weg überzeugt.

Den Facharzt für Notfallmedizin argumentativ mit lebenslangen Schichtdienst zu koppeln, ist für mich nicht nachvollziehbar. Die Versorgungsstruktur wird sich in Deutschland radikal ändern. Es wird verantwortungsvolle Stellen geben, für die die eine breite Notfallkompetenz Voraussetzung sein wird. Und diese wird nicht nur finanziell attraktiv sein! Lassen Sie uns doch gemeinsam etwas ausprobieren!


3 Kommentare:

  1. Dann muss ich wohl doch für die FA-Weiterbildung nach Berlin. Echt schade. Die Kommentare im Ärzteblatt sind lesenswert und treffen meines Erachtens nach Kernpunkte der Diskussion.

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  2. In der Tat treffen die Diskussionspunkte im Deutschen Ärzteblatt des Pudels Kern. Ich erlaube mir nur nochmals für alle Interessierten, die hervorragende Ausarbeitung der auch eng mit uns zusammenarbeitenden Kollegen aus Berlin anzugeben:

    http://www.aerztekammer-berlin.de/10arzt/15_Aerztliche_Weiterbildung/93_Notfallmedizin/index.html

    Aber erlauben Sie mir noch weitere Punkte anzufügen: In Berlin ist die Entwicklung sehr weit, aber aktuell auch noch nicht spruchreif. Es wird zu diskutieren sein, ob es einen Facharzt oder einen Schwerpunkt Notfallmedizin geben wird, etc. .... Und dann kommen die Gremien .... Wir reden von Jahren! Und es wird auch keinen Sonderweg LÄK Berlin geben, die anderen Ärztekammern werden folgen .... schließlich sind wir doch nicht mehr ein Land von Fürstentümern ;-) ..... Zusammengefasst gibt es vielfältige parallele Initiativen, leider kann ich mich hierzu schlecht an dieser Stelle äussern. Arbeiten Sie doch aktiv bei der DGINA mit!

    Mir erscheint in diesem Zusammenhang noch folgendes wichtig: Die Fachlichkeit klinische Notfall- und Akutmedizin muss weiter gestärkt, entwickelt und professionalisiert werden. Und hier driften die Vorstellungen unter uns "Notfallmedizinern" sehr, sehr weit auseinander. Der Titel Facharzt wird hier nicht alleine weiter helfen, diese von vielen gewünschte Spezialisierung will auch mit Leben gefüllt sein. Und dies ist nur möglich, wenn wir diese Fachlichkeit entwickeln und "Brücken bauen", damit wir diese Fachlichkeit von den anderen Spezialdisziplinen integrieren können. Bei der Bearbeitung weiterer Posts ist mir wieder vor Augen geführt worden, wie schwierig dies ist und natürlich auch, wie notwendig dies ist.

    Das Erreichen unseres gemeinsamen Ziels erfordert deshalb das gemeinsame Bearbeiten der drängenden Fragen und Aufgaben, und hierzu ist jeder aufgefordert! Wir in Nürnberg werden deshalb zunehmend in den interdisziplinären Austausch und das interdisziplinäre Arbeiten gehen und erhalten dafür von vielen Seiten tragfähige Unterstützung.

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  3. Auch ich war zutiefst überrascht über die Reaktion der Kollegin Lux: Liegt denn die einzige Chance der deutschen Ärzteschaft darin, junge Ärzte, solange sie physisch in der Lage sind, alleine in die Nachtschichten zu schicken und erfahrene Mediziner in den Bereichen Führung und Qualitätsmanagement weiterzubilden? Ich finde das erbärmlich, das wird weder unseren Patienten, noch dem Anspruch eines freien, selbstverwalteten Berufes gerecht!
    Aus meiner Sicht brauchen wir sehr rasch zwei Dinge:
    Zum einen müssen wir die politische Bühne gekonnt bespielen (delectare aud prodesse!) und an jeder Stelle für unsere Sache kämpfen! Das fängt damit an, dass Herr Montgomery sich in Hamburg nicht mehr am Samstag auf dem Markt blicken lassen kann, ohne dass Frau Hogan ihm die Argumente für den Facharzt mal wieder näher bringt (eine großartige Geschichte, die mich sehr zum Schmunzeln brachte, als er sie erzählte) und endet damit, dass jeder Vortrag, den wir halten, mit einem Bild der DGINA-Plakataktion endet. Und darüber kommen wir dann mit den Kollegen ins Gespräch und die meisten, die bei uns im ACLS, im PALS, in der Fortbildung für den Notarztdienst oder im Notfalltraining für Niedergelassene, oder... sitzen sind völlig überrascht, dass irgendwer gegen eine solche Qualifikation sein kann!
    Zum zweiten müssen wir unbedingt unsere Chancen in der Aus- und Weiterbildung konsequenter und besser nutzen: Im Gegensatz zu vielen anderen Abteilungen findet doch in der ZNA 1:1-Teaching an jedem Patienten im Rahmen des obligaten Facharztkontaktes statt, kann man hier und nur hier seine klinische Untersuchung mit seinen frühen Sono-Erfahrungen abgleichen und dann Feedback bekommen von a) der Einschätzung des Oberarztes über b) die Ergebnisse von Labor, Schnittbildverfahren etc. und hat c) unmittelbar die Konsiliarii zur Verfügung zum interdisziplinären Austausch. Hier brauchen wir unbedingt viel mehr und viel bessere klinische Didaktiker in unseren ZNAs, müssen unser eigenes Curriculum bauen, um das, was wir vermitteln können, in ein konkretes, vor Ort handbares "wie" zu gießen. Wir müssen viel mehr Simulation für die Hochrisiko-Eingriffe und die komplexen Team-Handlungen einbauen, müssen Blogs wie diesen oder www.nofame4u.de oder www.lifeinthefastlane.com, etc. in unseren Teams bekannter machen, um aktuellstes Wissen sofort verfügbar zu machen, um das Team in seiner Aufgabe wachsen zu sehen, wir Oberärzte müssen diese Prozesse des Lernens und der Entwicklung unserer Teammitglieder aktiv steuern!
    Und wenn wir dann alle, wie es mein einer meiner Oberärzte einmal Spätabends auf dem Helipad des Spitals am Rande Zürichs sagte: "Freudvolle Medizin" machen, wenn wir dann klügere Konzepte für die Personalentwicklung gefunden haben, als das Lux´sche "Nachtschichten, solange, wie ihr noch könnt" und dann gibt's QM und Arbeitskreissitzungen, dann können wir alle in der Notfallmedizin davon profitieren: Patienten, Ärzte und auch unsere Familien.
    Mit den besten Grüssen von der sonnigen Ostsee,
    Thomas Plappert

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