Sonntag, 15. April 2012

YEP - (Hyper)Ventilieren leicht gemacht ;-)

"Atmen" ist was Schönes, soviel steht fest. Unsere Organe, allen voran das Gehirn, haben deutlich mehr Spaß, wenn sie ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Das ist der Grund, weshalb der Themenkomplex „Airwaymanagement und Beatmung“ in der Akutmedizin  eine so große Rolle spielt.Nach dem Schaffen eines sicheren Luftweges, was nicht selten schwierig genug ist, wartet schon die nächste Herausforderung auf uns: Welcher Beatmungsmodus ist der Richtige?


Und wie muss ich die zahlreichen Rädchen an meinem Beatmunsgerät einstellen, damit ich die Luft in adäquater Weise aus der Maschine in meinen Patienten bekomme? Spätestens an dieser Stelle steigt der ärztliche Stresslevel erneut an, so dass kurze Zeit später sowohl Patient als auch Arzt hyperventilieren (beide iatrogen). Was dieses an sich schon komplexe Thema noch unnötig verkompliziert, ist die Tatsache, dass ähnliche/gleiche Modi bzw. ähnliche/gleiche Parameter bei verschiedenen Ventilatoren verschieden bezeichnet werden und man sich so am jeweiligen Gerät erst orientieren muss.

Scott Weingart (wer sonst?) hat sich dieses Problems angenommen und in einer podcast-Doppelfolge  auf seinem Blog emcrit.org die Essenz der Kunst der Beatmung zusammengefasst.
Dabei unterscheidet er zwei grundlegende Szenarien mit entsprechenden Basiseinstellungen am Beatmungsgerät.

Szenario 1 „Lung injury“ betrifft alle Patienten mit einem „Lungenschaden“ im weitesten Sinn,
also  ARDS-,Pneumonie-, Lungenödem-Patienten und gilt letztendlich für alle Patienten, die nicht unter einer exazerbierten obstruktiven Ventilationsstörung leiden. Letztere (also Asthma- und COPD-Patienten) werden unter dem zweiten Szenario („Obstruction“) zusammengefasst.

Im ersten Szenario geht es darum den Patienten möglichst schonend zu beatmen („baby lung“), da die Lunge ja ohnehin schon „verletzt“ ist. Dagegen wird beim „Obstruction“-Szenario das Hauptaugenmerk auf eine ausreichend lange Exspirationszeit gelegt. Entsprechend der unterschiedlichen Anforderungen der beiden Patientengruppen werden die Einstellungen gewählt. Das ganze wird auch in Form eines hand-outs, das auf emcrit.org heruntergeladen werden kann, zusammengefasst und passt in jede Kitteltasche.

Insgesamt bestechen die Scott's Ausführungen, wie so oft, durch ihre Einfachheit und ermöglichen so eine konkrete Anwendung im ZNA-Alltag. Für Langzeitbeatmungs-Patienten auf ICU, bei denen teilweise andere Strategien zum Tragen kommen, ist das o.g. Konzept sicher zu stark vereinfacht.
Im ZNA-Setting kann es jedoch dazu beitragen die Anzahl der hyperventilierenden Ärzte deutlich zu reduzieren.

Ja, und dann gibt es ja noch ein paar Leute in unserer Klinik, die sich beim Thema Beatmung auch nicht schlecht auskennen: OÄ D. Muschner, die anderen OAs, die Atmungstherapeuten unserer Intensiv (nachfragen) und "sogar" unser Chef kennen da ungeahnte Details. Eine Kurzübersicht zur nicht-invasiven Beatmung ist auch im Internet hinterlegt und wird demnächst erneuert.

Was haltet Ihr davon? Wird das o.g. Konzept den alltäglichen Anforderungen gerecht?
Habt Ihr weitere nützliche Tipps zum Thema „Beatmung in der ZNA“?

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