Montag, 23. April 2012

Schwanger? Ein Bluttropfen auf dem Schwangerschaftsteststreifen hilft weiter!

Verrückt, oder? Bin per Zufall auf diese Studie gestossen. C. Fromm und Kollegen haben sich der Frage gewidmet, inwieweit das Aufbringen eines Blutstropfens auf einen kommerziellen Schwangerschaftstest (hCG Immunoassay, der üblicherweise mit Urin oder Serum beschickt wird) zu validen Testresultaten führt.


Was waren die Ergebnisse?
Dazu wurden über 600 Probandinnen untersucht (ca. 30% Schwangere). Die Testresultate sind überzeugend: Bei einer Sensitivität von 96%, einer Spezifität von 100% wird ein negativ prädikativer Wert von 97% erreicht.

Was bedeutet dies für uns?
Dies bedeutet, dass offensichtlich auch mit Vollblut, mit dem üblicherweise in Notaufnahmen gearbeitet wird, rasch unter Verwendung entsprechender Point-of-Care Tests valide Testergebnisse erreichbar sind.

Bin trotzdem zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch etwas skeptisch, da für eine allgemeine Übertragbarkeit in das ZNA-Setting natürlich verschiedene Qualitätskriterien erfüllt sein müssen (es geht ja darum, eine Gravidität z.B. bei akutem Abdomen zu erkennen bzw. eine Gravidität auszuschließen, wenn radiologische Tests gewünscht sind). Und hier ist natürlich das Zentrallabor nach wie vor der "Goldstandard".

Warum finde ich diese Arbeit so interessant?
Offensichtlich gibt es kreative Lösungen, um unseren Arbeitsalltag clever zu gestalten. An dieser Stelle fällt mir ein, dass man auch eine spontan bakterielle Peritonitis mit einem Urinstreifentest erkennen kann. Ja, es gibt gute Hinweise, dass über das pH Feld und das Leukozytenfeld (pathologisch wäre dann 2+) nach Aszites (oder Pleuraerguss) Punktion direkt mit dem Streifentest sofort mit Hilfe des Urinstreifentests die Diagnose gestellt werden kann und dann die korrekte Therapie eingeleitet werden kann. Auch hier gibt es gewisse Limitationen der Methodik. Die kommerziellen Streifentests haben eine geringe Sensitivität, und können derzeit NICHT verwendet werden, um die SBP sicher auszuschließen. Deshalb auch meine kritische Haltung zu obiger Publikation mit dem Schwangerschaftstest. Aber Neuentwicklungen mit Kalibrierung auf die Peritonealflüssigkeit bringt robuste Ergebnisse, zumindest für die Diagnostik der SBP Wer kennt derartige Tricks und setzt diese bereits in den ZNAs ein?

Falls Sie mehr dazu lesen wollen, können Sie sich den Reviewartikel zu den Urinstreifentests holen. Aus meiner Sicht hervorragend ist ein genereller Übersichtsartikel zur spontan bakteriellen Peritonitis, der in gewohnter Weise im JAMA didaktisch hervorragend wesentliche Aspekte zusammenstellt.

Wenn Sie noch Tipps haben, bitte schreiben Sie mir! Gerne natürlich auch durch Hinzufügen im Kommentarfeld.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17464969

3 Kommentare:

  1. Lieber Micheal
    wir benutzen seit kurzem einen AQT von Radiometer mit der Möglichkeit eines Schwangerschaftstest als POCT-Maschine in der ZNA. Funktioniert hervorragend, schnell und einfach mit EDTA-Blut und ist qualitätsgesichert.
    Gruß
    Andras

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  2. Hämatinerbrechen oder war´s die Grützwurst (mecklenburgische Spezialität, dazu gibt´s soviel Schnaps, das ersteres möglich wird...)?
    Wir bringen des Erbrochene im Zweifel auf einen handelsüblichen Hämoccult-Test auf.

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  3. Danke für die Kommentare. Leider ist es nicht in jeder Notaufnahme möglich, Point-of-Care Systeme zu etablieren. Das dargestellte Paper fand ich wegen des "Erfindungsreichtums" in der Notfallmedizin sehr interessant.

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