Donnerstag, 3. Mai 2012

Imaging - CT als DIE Lösung bei Appendicitis?

In der letzten Aprilausgabe vom NEJM wird eine interessante Studie aus Taiwanesischen Notaufnahmen zum Stellenwert von Low-Dose CT vs. Standard Dose CT bei jungen Patienten mit V.a. Appendicitis vorgestellt.

Das Hauptergebnis der Studie lautet,
dass die Diagnostische Genauigkeit der beiden Methoden vergleichbar ist. Dies würde klinisch bedeuten, dass zukünftig durch Verwendung moderner CT Geräte mit entsprechenden Protokollen die potentielle Gefährdung durch Strahlen reduziert werden könnte. Also ... warum nicht sofort beginnen? Ich habe unsere Radiologen schon angefragt .... stay tuned.

Nun, so einfach ist es leider doch nicht. Dies bedeutet, dass das Lesen des Abstrakts dieser Arbeit nicht ausreicht. Extrem wichtige Details sind im Volltext versteckt:

1) Es wurden nahezu nur schlanke Junge Patienten eingeschlossen. Dies ist aber natürlich problematisch. Bei diesen Patienten ist jedoch auch die übliche Vorgehensweise (zunächst Untrsuchung, dann Sono) nicht schlecht.

2) Die Low Dose CTs wurden von absoluten Experten dieser Technologie ausgewertet. Trotzdem mussten Patienten in der Low Dose Gruppe länger beobachtet werden und es waren mehrere Folgeuntersuchungen notwendig. Dies bedeutet, dass es fraglich ist, ob diese Methodik zu ähnlich positiven Ergebnissen im richtigen Klinikleben führt, wie in der Studie imliziert.

3) Sehr interessant fand ich die Tabelle zu den demographischen Daten der Patienten. Es wurde eigentlich keine erhöhte Körpertemperatur gemessen und auch die Leukos waren nicht wesentlich erhöht. Trotzdem hatten etwa 40% der eingeschlossenen Patienten eine nachgewiesene Appendicitis. Eine auch in unserem Setting nachvollziehbare Rate. Hat dies Folgen für unser Handeln?

Zusammenfassend fand ich diese Studie sehr interessant, aber sicherlich in unserem Umfeld nicht umsetzbar. Wichtig ist aus meiner Sicht, der körperlichen Untersuchung einen wichtigen Stellenwert beizumessen und in unserem Haus ist die Sonographie sicherlich die erste Untersuchung. Von unseren Kollegen aus unserer Radiologie wird dies ähnlich bewertet. CT Abdomen nur bei unklaren Befunden, Sonographie ist das Diagnostikum erster Wahl. Offensichtlich sind in Deutschland auch die verwendeten Strahlendosen insgesamt geringer.
Bei Adipösen oder auch bei älteren Patienten ist die CT Untersuchung des Abd. mit KM evorzeitiger zu überlegen.

Und eines sollte nicht vergessen werden: Die "Beobachtungsmedizin" stellt bei Patienten mit Bauchschmerzen eines der wichtigsten diagnostischen Maßnahmen dar. Warum diesen Patienten nicht bis zum nächsten Morgen auf der Aufnahmestation hospitalsisieren und dann neu evaluieren. Wir haben dadurch einige Patienten rausgefischt, die bei zunächst unauffälliger gynäkologischer Untersuchung dann doch aufgrund einer gynäkologischen Ursache operiert werden mussten.

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