Montag, 7. Mai 2012

Generation Y - Ready for prime time?

Und, haben Sie in der letzten Zeit die FAZ gelesen? Gab dort einen spannenden Artikel über die Work Life Balance und Lebensmodelle der nach 1980 geborenen Ärzte (auch Generation Y bezeichnet). Wurde gestern bereits von einem unserer Mitleser zitiert.

Lesen Sie selbst nach.

Der Artikel zitiert Arbeiten aus dem "Anästhesisten". Vielleicht auch lohnenswert hineinzuschauen. Sie auch Abbildung unten.

Ganz ehrlich, wenn ich unsere jungen Kolleginnen und Kollegen an unserer Klinik beurteilen darf .... sie passen nicht in das im Artikel beschriebene Muster. Sie sind anders wie "früher" (ein Wort, das ab heute auch bei uns in der Klinik verboten ist). Aber das ist auch schon alles. "Wir" waren auch anders. Und das war schon immer so. Jetzt wird halt darüber im Blog geschrieben, früher hat man am Stammtisch "über die verzogenen Fratzen" geschimpft.

Die jungen KollegInnen erlebe ich ähnlich engagiert, wie es auch zu anderen Zeiten war. Nur unser Umfeld hat sich geändert, warum soll sich unser Nachwuchs nicht darauf einstellen und die Herausforderungen der Gegenwart mit anderen Methoden lösen? Es gibt neue Medien, es gibt andere Werte, etc. Lösungen, die vor 30 Jahren gut waren, passen halt nicht mehr.

Das Problem meiner Generation ist eher, dass wir noch immer an alten Lösungsmodellen hängen bleiben. Auch wir sollten uns umstellen. Aus diesem Grund erscheint es mir wichtig, an der Modernisierung unseres Arbeitsumfeldes aktiv mitzuwirken. Früher war alles gut! Ein vielfach gehörtes Zitat in unserer Klinik. Ich mag es nicht. Früher hat man auch Hexen verbrannt ....

Zusammenfassend ist es aus meiner Sicht extrem wichtig, das "Modell Krankenhaus" zu reformieren und neu zu gestalten. Dies trifft nicht nur auf die Notaufnahmen zu, sondern auf die Gesamtstrukturen. Dies ist im Augenblick mit den reduzierten finanziellen Ressourcen schwierig ... aber wir werden es schaffen.

Und insgesamt sollten wir auch aufpassen, dass wir international konkurrenzfähig bleiben. Unser Wohlstand beruht auf Innovation. Und dafür muss man sich anstrengen. Aber man muss nicht darunter leiden. Berufliches Leben kann extrem spannend und bereichernd sein. Mein letzter Urlaub in Asien hat mir vor Augen geführt, wie aktiv und innovativ die Leute in anderen Ländern sind.

Und hier noch ein Ausschnitt aus dem Generationenvergleich von CE Schmidt et al.


Vielleicht kommt ja dann bald die Generation Z (Z für "zappenduster", da sie die Babyboomer in den Altenheimen füttern müssen).  O.k., war nur ein kleiner Scherz ;-)

5 Kommentare:

  1. Tja ich finde die Einteilung ganz interessant, ist aber wohl eher ein fliessender Übergang. Ich selbst finde mich (als 1979-er Jahrgang) irgendwo zwischen X und Y wieder. Neben der Tatsache dass es sinnvoll (besser gesagt überlebensnotwendig) für ein Krankenhaus ist der neuen Y-generation auf sie zugeschnittene Arbeitsbedingungen anzubieten ist dies m.E. nach auch bereits Jahre vorher im Studium vonnöten. Die verwendeten Lehrmassnahmen haben sich in D nur sehr zögerlich verändert und wer diesen Beitrag über "Teaching the Millennial Generation" zu Gemüte fügt, der wird sich über Ausbildungsdefizite von Studenten oder Jungärzten nur wenig wundern: http://lifeinthefastlane.com/2011/11/teaching-the-millennial-generation/
    Ich jedenfalls lerne seitdem ich die zahlreichen Internetressourcen zur Notfallmedizin verwende in einem völlig anderen Umfang, mit subjektiv weniger Anstrengung als in all meinen Studienjahren.
    Und was zeichnet die Y-generation und ihr Lernverhalten aus: Gute Fähigkeit zur Kollaboration, Interesse am Warum, der Wunsch nach sofortigen Antworten und eine themenbezogen verkürzte Aufmerksamkeitsspanne. Mehr wie gesagt im o.g. Link...

    www.nofame4u.de
    Klinische Notfallmedizin

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  2. Danke für den interessanten Beitrag!
    Ob man mit so einer Verallgemeinerung jedem gerecht wird, ist natürlich fraglich. Aber wenn man der Tabelle glauben darf, laufen irgendwo da draußen viele pragmatische, ergebnisorientierte und sich u.a. mittels Web 2.0 stets auf dem Laufenden haltende Ärzte herum. Eigentlich doch wie geschaffen für die Notaufnahmen! Eine gute Ausbildung und Supervision zu fordern, spricht doch letztlich auch eher für als gegen die Arbeitseinstellung derjenigen.
    Und die Klinik, die neben einer guten Ausbildung auch zukunftsfähige Strukturen bietet, bekommt die fähigsten Vertreter der "Generation Y".
    Warum sollten das nicht die Notaufnahmen sein? Gelegenheit zur guten Ausbildung und Supervision gibt es dank der höheren Fallzahlen mindestens in gleichem Maße wie "auf Station".
    Über die Arbeitsbedingungen
    wird sich vermutlich am Ende entscheiden, wer die fähigsten Ärzte beschäftigen wird. Unabhängig von möglichen Schichtdiensten, denn die machen - auch wenn das in der ÄK in Bayern anders gesehen wird - doch nur einen kleinen Aspekt der Arbeitsbedingungen aus...
    Auch ein Facharzt für Notfallmedizin (um den wohl kein Weg herum führt) ist am Ende nur so viel wert, wie die Arbeitsbedingungen für den Notfallmediziner.
    Just my two cents :-)

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  3. Die Lebensqualität als Klinikarzt hängt doch von vielen Kleinigkeiten ab: Kenne ich meinen Dienstplan erst am Ende des Vormonats oder kann ich dank frühzeitiger Dienstplanung auch z.B. für eine Hochzeit in 3 Monaten verbindlich zusagen? Lerne ich Medizin vom Oberarzt oder vom Kollegen mit 4 Wochen mehr Erfahrung als ich? Oder gar von der Stationsschwester..?!
    Dass die "Generation Y" nun das einfordert, was ihre Vorgänger auch gerne gehabt, aber dank Ärzteschwemme nicht bekommen haben, ist doch wünschenswert und ein großer Fortschritt! Und legitim.
    Ich freue mich und wünsche dabei viel Erfolg. Hoffentlich betreut mich, falls eines Tages notwendig, ein gut ausgebildeter, ausgeruhter und zufriedener Kollege...

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  4. Fakt ist doch auch, dass bei den Arbeitszeiten allzu starre Regulatoren ebenfalls einer zufriedenen Arbeit abträglich sind. Ich zum Beispiel habe früher die 24-h Dienste gehasst. Jetzt arbeite ich in einem Schichtmodell, welches durch verlogene Deklaration von effektiver Arbeitszeit als "Bereitschaft" dafür sorgt, dass man an viel mehr Tagen in der Klinik ist. Dies unter (zumindest formaler) Einhaltung der gesetzlichen Regeln.
    Nehmen wir doch einmal ein alternatives Konstrukt: Ärzte einer Hierarchieebene können sich frei aussuchen wieviel Prozent sie im Folgemonat arbeiten möchten (in einem Korridor von z.B. 70-130%), können mal intensiver mal weniger intensiv ran, je nach persönlicher Terminlage usw. Die Bezahlung variiert natürlich entsprechend. Ich fände ein derartiges System sehr attraktiv, man muss allerdings zugeben, dass so etwas beim derzeitigen Ärztemangel schwer wäre, da hierfür als Puffer sicher weitere Stellen benötigt würden...nur eine vage Idee...

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  5. Interessante Dienstplanidee...
    Bei uns ist es eher so, dass jeder auf 120% arbeitet - dank vieler freier Stellen. Was natürlich tendenziell zu noch mehr freiwerdenden Stellen führt.
    Nun gibt's als Lösung (??) ein neues Dienstplanmodell mit drei Dienstwochenenden im Monat. Spätestens dann werden noch mehr Stellen frei, so wie meine es gerade wurde.
    Mit guten Arbeitsbedingungen würden freie Stellen verhindert, dadurch würden die Bedingungen noch besser - usw. Und dazu dann noch planbare Rotationen (in meiner nächsten Stelle zum Bsp. mit verbindlichem Rotationsplan über mehrere Jahre im voraus!), und schon gibt es keinen Ärztemangel mehr an der jeweiligen Klinik.
    Und ich denke, ich werde nicht der einzige bleiben, der für gute Arbeitsbedingungen die Notfallmedizin verlässt, die er eigentlich so gerne betreibt. Schade eigentlich.
    Fakt ist übrigens auch, dass nichts besser die geringe Wertschätzung gegenüber einem angestellten Arzt widerspiegelt als die Deklaration von Arbeitszeit als 'Bereitschaft'.

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